Mit Hilfe des Fördervereins konnte am geologischen Wochenende „Welt der Steine“ in Bremen-Walle ein Fischsaurier-Wirbel aus der Kimmeridge Clay Formation von Südengland für die Sammlung erworben werden. Der Begriff Fischsaurier ist Umgangssprache, man bezeichnet diese fossile Reptilgruppe ganz korrekt als Ichthyosaurier. Sie haben eine Körperform die der von Delfinen ähnelt, tatsächlich sind sie eine konvergente Entwicklung zu den Delfinen heutiger Tage, d.h. sie sehen so ähnlich aus und besetzen eine ähnliche ökologische Nische aber sind stammesgeschichtlich nicht verwandt. Ichthyosaurier sind heute ausgestorben, sie lebten in den Meeren und Ozeanen im Erdmittelalter und verschwanden zu Beginn der Oberkreidezeit. Ihre Fossilien belegen damit Evolutionsgeschichte über 150 Millionen Jahre.
Die Sammlung enthält bereits ganze Skelette bzw. Teilskelette von Ichthyosauriern im historischen Bestand. Hier sind in erster Linie die Stücke aus dem Posidonienschiefer (frühe Jurazeit, Toarcium) der Umgebung von Holzmaden – am Fuße der Schwäbische Alb in Baden-Württemberg – zu nennen. Durch eigene Grabungen kam dann unter anderem ein riesiger Wirbel aus Nordengland dazu, den Präparator Martin Krogmann im Jahr 2003 fand und der altersgleich mit den Funden aus Süddeutschland ist. In den Jahren 2017/2018 durfte die Geowissenschaftliche Sammlung dann auf privatem Gelände in Nevada, USA, graben und so gesellte sich Knochenmaterial aus der frühen Entwicklung der Ichthyosaurier – der Triaszeit – zum vorhandenen Bestand. Fischsaurier-Material aus Kreide, mittlerem oder oberen Jura besitzt die Sammlung bisher nicht. Aus diesem Grund ist es schön, dass der Neuerwerb nun eine Lücke schließt und zudem ein Fossilbeleg aus der berühmten Fossillagerstätte des Kimmeridge Clay vorliegt. Der Kimmeridge Clay ist die wohl am intensivsten untersuchte geologische Formation Englands (Gallois 2004). Besonders an den Typlokalität in der Kimmeridge Bay in Dorset wurden wiederholt prachtvolle Ichthyosaurier-Fossilien geborgen (Etches & Clarke 2010). An diesem Ort wurde eigens ein Museum für die Fossilfunde dieser Lagerstätte errichtet (Chandler & Dietze 2017). Kürzlich wurden die Ichthyosaurier des Kimmeridge Clay monographisch neu bearbeitet, weshalb man Funde aus diesen Schichten auf einer soliden Grundlage bestimmen kann (Moon & Kirton 2016, 2018). Der neu erworbene Wirbel stammt jedoch nicht aus Dorset sondern aus Oxfordshire, als Fundort wird Abingdon angegeben. Funde von derselben Fundstelle im Internet zeigen oftmals ähnliche rostbraune Verwitterungsfarben – wie das neue Stück der Geosammlung.
- Chandler, R. B. & V. Dietze (2017): Steve Etches: der Sammler – die Sammlung – das Museum. Fossilien 34:(4) 30-35.
- Etches, S. M. & J. Clarke (2010): Life in Jurassic seas. The autobiography of a fossil collector. Epic Creative Print, Dorchester.
- Gallois, R. (2004): The Kimmeridge Clay: the most intensively studied formation in Britain. Journal Open University Geological Society 25:(2) 33-38.
- Moon, B., C. & A. M. Kirton (2016): Ichthyosaurs of the British Middle and Upper Jurassic. Palaeontographical Society Monographs 170:(647) 1-84.
- Moon, B. C. & A. M. Kirton (2018): Ichthyosaurs of the British Middle and Upper Jurassic. Part 2. Brachypterygius, Nannopterygius, Macropterygius and Taxa invalida. Monographs of the Palaeontographical Society 172:(650) 85-197.