Paläontologen der University of Bristol und der Künstler und Illustrator Robert Nicholls haben enthüllt, wie ein kleiner Dinosaurier seine Farbzeichnung nutzte, um gegenüber Beutetieren und Räubern gut getarnt zu sein. Der kleine Theropode mit dem wissenschaftlichen Namen Sinosauropteryx prima lebte in der Unterkreide, vor ca. 125 Mio. Jahren im heutigen China. Sein Farbmuster beinhaltete einen Streifen über den Augen nach Art einer Zorro –Maske und einen gebänderten Schwanz.
Die Ergebnisse sind im Journal Current Biology veröffentlicht.
“Weit davon entfernt, die tapsigen grauen Tiere aus Kinderbüchern der Vergangenheit zu sein, zeigten zumindest manche Dinosaurier raffinierte Farbmuster, um Räuber zu irritieren bzw. sich vor ihnen zu tarnen, genau wie heutige Tiere“, meint Co-Autor Dr. Fiann Smithwick von der School of Earth Sciences der University of Bristol. „Der Gesichtssinn war bei Dinosauriern wahrscheinlich sehr wichtig, wie bei den heutigen Vögeln, und daher überrascht es nicht, daß sie ausgefeilte Farbmuster entwickelten.“
Zur Erforschung der Farbmuster von Sinosauropteryx prima untersuchten Dr. Smithwick und seine Kollegen die Überbleibsel pigmentierter Federn der am besten erhaltenen verfügbaren Exemplare. Durch Vergleiche unter den drei untersuchten Exemplaren konnten sie das einzigartige Aussehen dieser Dinos zuverlässig rekonstruieren.
Dr. Smithwick meint: “Die Entdeckung der Banditenmaske war wirklich verblüffend. Dies ist auch ein Muster, das bei zahlreichen heute lebenden Tieren vorkommt.”
Sinosauropteryx prima hatte auch eine Schattierung, d.h. sein Körper war auf der Oberseite dunkler und unterwärts heller. Die spezielle Art der Schattierung legt ferner nahe, daß der Saurier mehr in offenem Habitat als in dichtem Wald lebte.
Nachdem die Paläontologen nun das Farbmuster rekonstruiert hatten, erstellten sie 3D-Modelle der Saurier. Sie fotografierten diese unter verschiedenen Beleuchtungen. Dadurch konnten sie sehen, unter welchen Bedingungen das Farbmuster den optimalen Tarneffekt erzielte. Die Bilder zeigen, daß Sinosauropteryx prima viel Zeit im direkten Sonnenlicht verbracht haben muß, anstatt sich vorwiegend im Schatten aufzuhalten.
Die Forschungsergebnisse sind besonders interessant im Zusammenang mit früheren Untersuchungen des Forscherteams. Dabei ging es um Farbmuster von Psittacosaurus, einem frühen Verwandten des berühmten Triceratops, des Sauriers mit den drei Hörnern. Bei diesen Studien war herausgekommen, daß der Körper von Psittacosaurus ebenfalls schattiert gewesen sein muß. Allerdings sprach die hier festgestellte Schattierung dafür, daß Psittacosaurus eher ein Waldbewohner war.
Aus den Erkenntnissen über die Unterschiede im Erscheinungsbild der Spezies lassen sich Rückschlüsse auf den Lebensraum der Tiere ableiten. Die Umwelt um die Jehol-Seen im vorzeitlichen China, wo die beschriebenen Saurier lebten, muß unerwartet vielfältig gewesen sein. Hier haben offensichtlich Dinosaurier gelebt, die an unterschiedliche Umweltbedingungen angepaßt waren.
Der Senior-Autor der Studie, Dr. Jakob Vinther von den Schools of Earth and Biological Sciences an der University of Bristol, meinte dazu: ”Wir haben gezeigt, wie ein besseres Verständnis prähistorischer Umwelten durch ein besseres Verständnis der Palökologie ausgestorbener Tiere über die Rekonstruktion derer „Paläo-Färbungen“ erzielt werden kann. Sowohl Fleisch-als auch Pflanzenesser unter den Dinosauriern hatten einen ausgezeichneten Gesichtssinn. Beide mußten daher gut getarnt sein.“
Quelle: Fiann M. Smithwick et al. Countershading and Stripes in the Theropod Dinosaur Sinosauropteryx Reveal Heterogeneous Habitats in the Early Cretaceous Jehol Biota. Current Biology, published online October 26, 2017; doi: 10.1016/j.cub.2017.09.032