Einem Forscherteam der University of Southampton gelang der Fund von Fossilien eines Vertreters der Spinosauridae, dessen prominentester Vertreter Spinosaurus sp. auch in der „Jurassic Park“-Filmreihe als gigantischer Räuber „mitspielte“.
Gefunden wurden die Überreste in der Vectis-Formation auf der Isle of Wight. Diese Insel liegt vor der Küste der Grafschaft Hampshire in Südengland. Die Vectis-Formation besteht aus Schichten des unteren Aptium (Unterkreide, ca. 125 Mio. Jahre vor heute). Nach Angaben der Paläontologen überliefert die Vectis-Formation eine Periode steigender Meeressspiegel. Der Lebensraum dürfte aus flachen Lagunen und Sandbänken bestanden haben. In dieser geologischen Formation der Insel Wight sind Dinosaurierfossilien bisher eher selten.
Unter den Fundstücken befinden sich große Rückenwirbel und Beckenknochen.
In einem der Beckenknochenfragmente fanden sich fingerdicke Bohrspuren. Nach Meinung der Forscher könnten diese von Larven bestimmter aasfressender Käfer verursacht worden sein, die sich von Knochen ernährten.
Nach Auskunft des federführenden Teammitgliedes Dr. Chris Barker von der University of Southampton dürfte das Tier eine Länge von mehr als 10 Metern und ein Gewicht von mehreren Tonnen gehabt haben. „Ausgehend von einigen dieser Dimensionen sieht es so aus, als wenn es sich um einen der größten bekannten Raubdinosaurier handelt, der jemals in Europa gefunden wurde. Vielleicht sogar den bisher größten“. Es sei bedauerlich, dass nur so wenig von dem Material vorliegt. Aber die Menge reiche aus, um zu zeigen, um welch eine immense Kreatur es sich handelte.
Man hofft, bald auf noch mehr Überreste zu stoßen. Das Tier, das vorläufig auf den Namen „White Rock Spinosaurid“ getauft wurde, bekam aufgrund der fragmentarischen Natur der Fossilien noch keinen endgültigen wissenschaftlichen Namen.
Fossilien von Spinosaurus sind sonst eher typisch für Nordafrika, vor allem die Zähne werden häufig in Marokko gefunden.
Allerdings unterstützt laut Dr. Darren Naish, ebenfalls Paläontologe an der University of Southampton, der Fund die These, dass die Spinosauriden ihren Urspung in Westeuropa hatten und sich dort diversifizierten, bevor sie sich weiterverbreiteten.
Die Arbeit des Teams erschien im Journal PeerJ Life & Environment.
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Chris Barker et al. 2022. A European giant: a large spinosaurid (Dinosauria: Theropoda) from the Vectis Formation (Wealden Group, Early Cretaceous). PeerJ 10: e13543; doi: 10.7717/peerj.13543