Riesen-Ichthyosaurier Shonisaurus. Bildquelle: Nobumichi Tamura.
Nach einer im April 2017 im Journal PLoS ONE veröffentlichten Studie gehört ein isolierter Unterkieferknochen eines vorzeitlichen Meeresreptils aus Somerset (UK) zu einem der größten Tiere, die jemals lebten.
Der Fossiliensammler Paul de la Salle fand das 205 Mio. Jahre alte Fossil (aus der oberenTrias) an der Küste von Lilstock, Somerset, im Mai 2016.
Die Paläontologen Dean Lomax von der University of Manchester und Professor Judy Massare vom SUNY College in Brockport identifizierten es als einen unvollständigen Knochen aus dem Unterkiefer, einen sogenannten Suprangularknochen eines riesigen Fischsauriers.
Die Forscher schätzen die Länge des dazugehörigen Tieres auf ca. 26 Meter, d.h. ungefähr auf die Länge eines heutigen Blauwales. Sie verglichen das Exemplar zusätzlich mit verschiedenen weiteren Ichthyosaurier-Spezies, einschließlich dem größten bisher bekannten Ichthyosaurier, dem „Shastasauriden” Shonisaurus sikanniensis, welcher eine Länge von 21 m erreichte.
Ähnlichkeiten zwischen der neuen Art und Shonisaurus sikanniensis legen nah, daß der Knochen aus Lilstock ebenfalls zu einem (noch gigantischeren) Vertreter der Shastasauriden gehört.
“Weil das Tier nur durch ein großes Kieferknochenstück repräsentiert wird, ist es schwierig, die Größe abzuschätzen, aber nach Berechnung mit einem einfachen Maßstabsfaktor und durch Vergleich mit dem gleichen Knochen von Shonisaurus sikanniensis dürfte das Lilstock-Exemplar etwa 25% größer gewesen sein“, meinen die Forscher.
Auch die weiteren vergleichenden Untersuchungen ergaben, daß der Lilstock-Ichthyosaurier mindestens 20-25 m lang war.
“Natürlich, solche Schätzungen sind aufgrund der Unterschiede zwischen den Arten nicht in vollem Umfang realistisch,” sagt Lomax.
“Nichtsdestotrotz wird die einfache Hochrechnung anhand eines Maßstabs gemeinhin zur Größenabschätzung genutzt, vor allem, wenn kaum Vergleichsmaterial vorhanden ist.”
Der Fund steht nicht allein: im Jahre 1850 wurde ein großer Knochen aus der oberen Trias (208 Mio. Jahre alt) von Aust Cliff (Gloucestershire, UK ) beschrieben. Vier weitere ähnlich unvollständige Knochen wurden ebenfalls gefunden und beschrieben. Zwei davon sind mittlerweile verschwunden und vermutlich zerstört. Diese Fossilien waren als Knochen von Gliedmaßen verschiedener Saurier (Stegosaurier und Sauropoden), unbestimmten Dinosauriern und anderen Reptilien bestimmt worden.
Die neue Studie über die Entdeckung und Bearbeitung des Lilstock-Exemplars jedoch widerlegt die vorherigen Bestimmungen und damit die Behauptung, daß die Knochen vom Aust Cliff ein frühes Experiment des Gigantismus à la Dinosaurier bei den Landreptilien war. Sie sind dagegen tatsächlich Kieferfragmente riesiger, vorher unerkannter Ichthyosaurier.
“Eines der Aust Cliff- Knochen könnte ebenfalls ein Ichthyosaurus- Suprangular sein. Sollte es so sein, könnte es- im Vergleich mit dem Lilstock- Exemplar- ein noch viel größeres Tier repräsentieren“, sagte Lomax.
“Um dies zu verifizieren, brauchen wir ein komplettes Riesen-Ichthyosaurus- Skelett aus der britischen Trias, -viel leichter gesagt als getan.”
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D.R. Lomax et al. A giant Late Triassic ichthyosaur from the UK and a reinterpretation of the Aust Cliff ‘dinosaurian’ bones. PLoS ONE 13 (4): e0194742; doi: 10.1371/journal.pone.0194742
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