Libysches Wüstenglas ist ein natürliches Glas, das vor ca. 29 Mio. Jahren gebildet wurde. Gefunden wird es in West-Ägypten, aber seine Herkunft wird noch diskutiert: die zwei wesentlichen Hypothesen zur Entstehung gehen von Schmelzvorgängen durch einen Meteoriteneinschlag aus bzw. von einer immensen atmosphärischen Detonation. Eine neue Studie eines Forscherduos aus Österreich und Australien unterstützt die Meteoritenhypothese.
Dr. Aaron Cavosie von der Curtin University und sein Kollege Professor Christian Koeberl vom österreichischen Museum für Naturgeschichte und der Universität von Wien untersuchten winzige Zirkonkörnchen in Wüstenglasproben.
“Zirkone in dem Glas sind der konservierte Beweis für die vorherige Präsenz des Hochdruckminerals namens Reidit, welches sich nur durch einen Meteoritenimpakt bildet,” so Dr. Cavosie.
“Es war Thema einer laufenden Debatte, ob das Glas während eines Meteoriteneinschlages gebildet wurde oder während einer Luftdetonation. Die passieren, wenn sogenannte erdnahe Objekte explodieren und Energie in die Erdatmosphäre abladen.“
“Sowohl Meteoriteneinschläge als auch Detonationen können Schmelzprozesse einleiten, aber nur Meteoritenimpakte erzeugen Schockwellen, durch die Hochdruckmineralien entstehen. Somit bestätigen die Beweise für die Vorstufe Reidit, daß das Wüstenglas das Resultat eines Meteoritenimpakts ist.“
Die Idee, daß das Wüstenglas von einer atmosphärischen Explosion herrührte, gewann nach 2013 an Popularität, nachdem eine Detonation über Chelyabinsk in Russland zu großen Gebäude- und Personenschäden geführt hatte. Material an der Erdoberfläche war damals jedoch nicht geschmolzen worden.
“Vorherige Modelle unterstellten, dass libysches Wüstenglas die Folge einer Detonation der 100-Megatonnen-Klasse sei, aber unsere Ergebnisse zeigen, dass dies nicht der Fall ist“, meint Dr. Cavosie.
“Meteoritenimpakte sind katastrophische Ereignisse, aber sie sind nicht gewöhnlich. Detonationen passieren häufiger, aber wir wissen jetzt, dass ein Ereignis, das libysches Wüstenglas erzeugt, in der nahen Zukunft nicht zu erwarten ist. Dies ist ein gewisser Trost“.
Die Ergebnisse wurden im Journal Geology publiziert.
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Aaron J. Cavosie & Christian Koeberl. Overestimation of threat from 100 Mt-class airbursts? High-pressure evidence from zircon in Libyan Desert Glass. Geology, published online May 2, 2019; doi: 10.1130/G45974.1