Ein US-amerikanisches Paläontologenteam beschrieb eine bemerkenswerte neue Spezies, die vor ca. 33 Mio. Jahren lebte, also in der Zeit des Oligozän. Dieser zahnlose Wal bekam den Namen Maiabalaena nesbittae, und Forscher fanden nun heraus, dass die neu entdeckte Art nicht nur zahnlos war, sondern auch keine Barten besaß. Somit handelt es sich um eine überraschende Zwischenform zwischen heute lebenden Bartenwalen und ihren Zähne tragenden Vorfahren.
“Maiabalaena nesbittae repräsentiert eine überraschende Zwischenform zwischen modernen futterfiltrierenden Walen und ihren bezahnten Vorläufern. Der 4,6 m lange vorzeitliche Wal war ein „Futtersauger“ “, meinte Teamleiter Dr. Carlos Mauricio Peredo, ein Paläontologe an der George Mason University, Washington D.C. und dem National Museum of Natural History.
“Die Funde unterstellen, dass frühe Wale ihre Zähne verloren, bevor sich kammartige Barten entwickelten.”
“Barten funktionieren wie ein Sieb und erlauben modernen Bartenwalen, riesige Volumina kleiner Beutetiere aus dem Meerwasser zu filtrieren, in Mengen, die ausreichen, um ihre massigen Körper mit Nahrung zu versorgen“.
“Die Filtration von Nahrung bei Bartenwalen war eine Innovation und ohne Vorbild unter den Säugetieren, und der Ursprung von Barten war seit Darwin lange eine offene Frage.”
Mit 33 Mio. Jahren vor heute datiert Maiabalaena nesbittae zurück in eine Periode massiver geologischer Veränderungen.
Alter und geographische Lage von Maiabalaena nesbittae ließen die Forscher ahnen, dass das Fossil ein neues Licht auf die Entwicklungsgeschichte der Wale werfen würde.
Ihre erste Überraschung war, dass ihre Neuentdeckung keine Zähne hatte. Dabei handelte es sich bei dem Fossil um den ältesten zahnlosen Wal, der der Wissenschaft bekannt wurde.
Aber die eigentliche Überraschung bestand darin, dass die Fossilien auch keine Anzeichen für Barten zeigten.
“Ein heute lebender Wal hat ein großes, breites Dach in seiner Mundhöhle, und dessen Verdickungen bilden Befestigungsstellen für die Barten“, sagte Dr. Peredo.
“Maiabalaena nesbittae hat das nicht. Wir können zusammenfassend sagen, dass diese fossile Spezies keine Zähne hatte, und es ist damit als wahrscheinlich anzunehmen, dass sie auch keine Barten hatte.”
Basierend auf der Verwandschaft von Maiabalaena nesbittae zu anderen Walen lassen die Funde den Schluß zu, daß eine Gruppe der Wale zuerst ihre Zähne verlor. Die Entwicklung der Barten kam später.
Die Forschungsergebnisse helfen, den evolutionären Ursprung der Barten zu verstehen. Diese bleiben eine der rätselhaftesten und einzigartigsten Strukturen im Körperbau von Säugetieren.
“Während Maiabalaena nesbittae wohl nicht in der Lage war zu kauen oder seine Nahrung zu filtrieren, deuten Muskelansätze an den Knochen im Rachen-und Kehlbereich darauf hin, dass er kräftige Wangen und eine zurückziehbare Zunge hatte. Diese Eigenschaften werden ihn in die Lage versetzt haben, Wasser anzusaugen, um Fische und kleine Tintenfische aufzunehmen und zu verarbeiten,” sagen die Forscher.
“Die Fähigkeit, Nahrung aufzusaugen, wird Zähne, deren Entwicklung und Wachstum eine Menge Energie kosten, unnötig gemacht haben.”
“Der Verlust der Zähne scheint sodann die evolutionäre Voraussetzung für die Entwicklung der Barten geschaffen zu haben, die nach unserer Einschätzung 5 bis 7 Mio. Jahre später loslegte.”
Die Forschungsarbeit wurde publiziert im Journal Current Biology.
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Carlos Mauricio Peredo et al. Tooth Loss Precedes the Origin of Baleen in Whales. Current Biology, published online November 29, 2018; doi: 10.1016/j.cub.2018.10.047