Vor ihrem Aussterben im späten Pleistozän vor ca. 40000 Jahren lebten in Australien und Neu-Guinea Känguruhs der Gattung Protemnodon. Drei neue Arten dieser Gattung wurden jetzt von einem Forscherteam um Dr. Isaac Kerr von der Flinders University in Adelaide, Australien beschrieben.
Die Zeit der Protemnodon – Känguruhs begann vor ca. 5 Mio. Jahren. Zuerst beschrieben wurde die Gattung von dem berühmten britischen Paläontologen Richard Owen im Jahre 1874. Anhand des Vergleichs von fossilen Zähnen und deren Abweichungen untereinander beschrieb er 6 verschiedene Arten. Manche davon dürften ca. 50 kg schwer gewesen sein, andere wesentlich größer. Alle waren wohl etwas gedrungen gebaut und ziemlich muskulös.
Bisher war vermutet worden, dass alle Protemnodon-Arten sich eher auf 4 Beinen fortbewegten, und nur gelegentlich auf zwei Beinen, ähnlich dem modernen, bis zu 3kg schweren Quokka oder Kurzschwanzkänguruh. Aufgrund der neuen Studie scheint dies aber nur auf 3-4 Arten zuzutreffen, u.a. auf Protemnodon mamkurra, eine der 3 neu beschriebenen Arten. Diese Spezies war groß und hatte einen robusten Körperbau mit dicken Knochen. Sie dürfte sich eher langsam und selten hüpfend bewegt haben.
Protemnodon dawsonae, die zweite neue Art, ist mit weniger fossilem Material überliefert als die beiden anderen und damit immer noch etwas rätselhaft. Wahrscheinlich konnte das Tier den Hüpfgang einlegen, aber nur mit mittlerer Geschwindigkeit, vergleichbar einem modernen Sumpf-Wallaby.
Die dritte neue und größte Art, Protemnodon viator, wog dagegen ca. 170 kg und war damit ungefähr doppelt so schwer wie ein heutiges männliches Rotes Riesenkänguruh. Dabei konnte es mit seinen langen Beinen ebenso schnell und effizient springen wie dieses. Auf diese Weise dürfte es auch genauso gut an seine damals schon wüstenartige Umwelt angepasst gewesen sein.
Laut Dr. Kerr lebten die Arten der Gattung Protemnodon in sehr unterschiedlichen Umwelten, vom ariden Zentral-Australien bis in die Berg-Regenwälder Tasmaniens und Neu-Guineas. Dies sei bemerkenswert. Trotz der Unterschiede zwischen den einzelnen Arten bezüglich Größe, Habitat, geographischer Verbreitung und anderen speziellen Anpassungen starb die gesamte Gattung vor ca. 40000 Jahren zuerst auf dem australischen Hauptkontinent aus, um auf Neu-Guinea und Tasmanien eventuell nur geringfügig länger zu existieren.
Seltsamerweise passierte dies nicht mit vielen ähnlichen, eng verwandten Arten, so wie Bergkänguruhs („Wallaroos“) und Grauen Riesenkänguruhs. Weitere Forschung, basierend auf der aktuellen Studie, könnte der Lösung dieses Rätsels näher kommen.
Die Studie wurde im Journal Megataxa veröffentlicht.
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Isaac A.R. Kerr et al. 2024. Systematics and palaeobiology of kangaroos of the Late Cenozoic genus Protemnodon (Marsupialia, Macropodidae). Megataxa 11 (1); doi: 10.11646/megataxa.11.1.1