Eine Forschergruppe um Dr. E. Bard vom College de France und Wissenschaftlern aus Leeds und Aix-en-Provence konnte in subfossilen, 14300 Jahre alten Jahresringen aus den südlichen französischen Alpen eine Anomalie in der C14-Konzentration nachweisen. Dazu wurden gut erhaltene Baumstümpfe von den erodierten Ufern des Flusses Drouzet beprobt.
Ansammlungen von subfossilen Bäumen in so gutem Erhaltungszustand wie dort sind nach Aussage von Dr. Cécile Miramont wirklich außergewöhnlich. Sie arbeitet am IMBE (Institut Méditerranéan de Biodiversité et d’Ecologie -marine et continentale-) an der Universität von Aix-en-Provence. Dr. Miramont sagt: “Durch Mehrfachvergleich der individuellen Jahresringe in verschiedenen Baumstümpfen können wir diese sorgfältig zusammenlegen und damit eine längere Zeitleiste kreieren”. Sie verweist damit auf das Verfahren der Verfahren der Dendrochronologie. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dendrochronologie&oldid=238000630. Für die Analyse auf Kohlenstoff 14 wurden die Baumringe einzeln in dünne Scheibchen geschnitten und diese einzeln auf C14 gemessen. Beim Vergleich der jeweiligen Messergebnisse fiel auf, dass vor ziemlich genau 14300 Jahren ein Ereignis zu einem steilen Anstieg es C14-Levels geführt haben muss. C14 wird über eine Kettenreaktion in der oberen Atmosphäre durch kosmische Strahlung aus Stickstoff 14 gebildet. Die Forscher vermuteten, dass ein Super-Sonnensturm die Ursache gewesen sein könnte und verglichen die C14-Ergebnisse mit Messungen von Beryllium. Auch die hierbei erzielten Ergebnisse sprachen für ein extremes Sonnensturmereignis. Bei Sonnenstürmen werden große Mengen hochenergetischer Partikel ausgestoßen. Nach Erreichen der Erdatmosphäre treten diese Partikel mit dieser in Wechselwirkung und können Polarlichter erzeugen, aber eben auch erhöhte Mengen von C14. Laut Teammitglied Professor Tim Heaton von der University of Leeds können Super- Sonnenstürme immense Auswirkungen auf die Erde haben. Transformatoren und Stromnetze können nachhaltig beschädigt werden mit Folgen wie lang andauernde Blackouts. Satelliten für Telekommunikation oder Navigation können dauerhaft ausfallen. Auch für Astronauten, die sich zu der fraglichen Zeit im All in der „Schusslinie“ befinden, kann die Strahlung gefährlich werden.
Für die vergangenen 15.000 Jahre konnten bis heute neun extreme Sonnenstürme nachgewiesen werden. Man bezeichnet sie als Miyake events, benannt nach dem japanischen Physiker Fusa Miyake, der zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen Sonnensturmereignissen der Jahre 774 und 775 und C14-Spikes in den zeitgleichen Baumringen japanischer Zedern beschrieb. Dies Event und eines aus dem Jahr 993 sind die bisher letzten bis heute. Das Ereignis von vor 14300 Jahren war im Vergleich dazu in etwa doppelt so intensiv. Damit ist es das stärkste bisher dokumentierte seiner Art. Laut Professor Bard begann die Erforschung der Sonnenaktivität bereits im 17. Jahrhundert mit der Auszählung von Sonnenflecken, wogegen wir heutzutage hierfür ja über Raumsonden, Forschungssatelliten und erdgebundene Beobachtungssysteme verfügen. Jedoch sind diese kurzfristigen Messungen und Aufzeichnungen noch zu wenig, um die Sonne komplett zu verstehen.
Die Studie erscheint in den Philosophical Transactions of the Royal Society A.
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E. Bard et al. 2023. A radiocarbon spike at 14,300 cal yr BP in subfossil trees provides the impulse response function of the global carbon cycle during the Late Glacial. Philosophical Transactions of the Royal Society A 381: 20220206; doi: 10.1098/rsta.2022.0206