Versprochen- unsere nächsten Geo-News handeln nicht von burmesischem Bernstein. Aber diese Meldung ist so sensationell, daß wir nun zum 3. Mal in Folge über Einschlüsse in dem goldenen fossilen Harz aus Myanmar berichten.
Das neu gemeldete Stück kommt von einer Bernsteinfundstelle im Angbamo-Gebiet in Myanmars Kahin-Provinz.
Das Fossil besteht aus dem 4,75 cm langen postcranialen Skelett einer Schlange, aufgebaut aus 97 Wirbeln. Der Schädel fehlt leider. Die Knochen stammen aus der Oberkreide, ca. 99 Mio. Jahre vor heute. “Diese Schlange, benannt Xiaophis myanmarensis, ist verwandt mit vorzeitlichen Schlangen aus Argentinien, Afrika, Indien und Australien,” sagt Professor Michael Caldwell von der University of Alberta.
“Es ist ein wichtiges-und bis jetzt fehlendes -Bindeglied, um die Evolution der Schlangen auf den Südkontinenten, dem damaligen Gondwana, im mittleren Mesozoikum zu verstehen.“
“Mit dem Alter von 99 Mio. Jahren stammt es aus dem Zeitalter der Dinosaurier, deutlich bevor die Schlangen begannen, sich in die modernen Gruppen zu differenzieren”, fügte Dr. Alessandro Palci von der Flinders University und dem South Australian Museum in Australien hinzu.
“Dieses asiatische Fossil beleuchtet, wie primitive Schlangen sich von den südlichen auf die nördlichen Kontinente verbreiteten.”
“Obwohl auf der nördlichen Hemisphäre gefunden, ähnelt es doch sehr südamerikanischen Schlangen, die zur selben Zeit lebten.“
Das Bernsteinfragment, in dem Xiaophis myanmarensis gefunden wurde, lieferte ebenso wichtige Hinweise zu seiner damaligen Umwelt.
“Es ist klar, daß diese kleine Schlange in einer bewaldeten Umwelt mit zahlreichen Insekten und Pflanzen lebte, als dies in dem Einschluß konserviert wurden“, sagte Professor Caldwell.
“Wir haben nicht nur das erste Schlangenbaby, sondern auch den ersten definitiven Nachweis einer waldbewohnenden Schlange”.
Vor ca. 150 Mio. Jahren, im oberen Jura, war Myanmar mit Australien, Antarktika, Afrika und Südamerika verbunden, die den Superkontinent Gondwana bildeten.
Durch die Kontinentaldrift trennte sich Myanmar schließlich Gondwana und driftete nach Norden, bis es mit Asien kollidierte.
“Xiaophis myanmarensis war Bestandteil einer Fauna, die auf dieser driftenden Landmasse ritt, die wie ein riesiges Passagierschiff alle Tier-und Pflanzenarten von Gondwana nach Asien transportierte”, meinte Professor Michael Lee, ebenfalls von der Flinders University und dem South Australian Museum.
“In der Tat, obwohl diese Schlange auf der nördlichen Hemisphäre gefunden wurde, ähnelt sie Schlangen aus Gondwana”.
Zusammen mit Xiaophis myanmarensis fand und erforschte das Team ein zweites Stück Bernstein mit etwas das ein Fragment eines Häutungsrests einer viel größeren Schlange zu sein scheint.
“Die Schuppen dieser Schlange haben Diamantform bzw. sind diamantförmig-eiförmig, mit tiefen Linien, die von Haut zwischen den Schuppen herrühren. Manche Reihen laufen zusammen, wie wenn man heutige Schlangen vom Bauch her betrachtet“, meinen die Wissenschaftler.
“Es wurden keine vergrößerten Bauchschuppen beobachtet. Helle und dunkle Bereiche, die über den Häutungsrest verteilt sind, enthüllen ein Farbmuster.”
Der Erhaltungsgrad erlaubte den Forschern, das Pigmentationsmuster der lebenden Schlange zu rekonstruieren.
Die Forschungsarbeit ist im Journal Science Advances veröffentlicht.
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Lida Xing et al. 2018. A mid-Cretaceous embryonic-to-neonate snake in amber from Myanmar. Science Advances 4 (7): eaat5042; doi: 10.1126/sciadv.aat5042