Forscher fanden Kügelchen meteoritischen Ursprungs auf dem Walnumfjellet im Sør Rondane-Gebirge in der Antarktis.
“Überreste von Hypergeschwindigkeitseinschlägen auf der Erdoberfläche sind hauptsächlich als Einschlagskrater erhalten, im Allgemeinen sind dies kreisrunde Vertiefungen, die von Asteroiden herrühren, die genügend groß oder dicht genug waren, um die Erdoberfläche zu erreichen, ohne durch die Atmosphäre substantiell zerstört zu werden,” sagen Mitautor Dr. Matthias Van Ginneken von der School of Physical Sciences an der University of Kent und seine Kollegen.
“Die Kraterbildung wird begleitet von der Produktion einer Reihe schockmetaphorischer Effekte und der Bildung von Hochdruck-Mineralphasen in den betroffenen Gesteinen, auflösbaren geologischen Anomalien und dem Auswurf von Projektilmaterial hoher Geschwindigkeit.”
“Hypergeschwindigkeitsimpakte in der geologischen Überlieferung zu identifizieren ist relativ unkompliziert, wenn eines oder mehrere dieser Features identifiziert sind,” so die Wissenschaftler.
“Jedoch werden Impaktoren mit Durchmessern von mehreren 10 Metern bis 150 m während des Atmosphäreneintritts vollkommen fragmentiert und verdampft, was zu einer Luftdetonation in geringer Höhe führt, ähnlich den Events von Tunguska und Chelyabinsk über Russland in den Jahren 1908 beziehungsweise 2013.”
“Beobachtungen durch direkte Augenzeugen und indirekten Infraschall, Seismik, Videokameras und numerische Modellierung von Luftdetonationen mittlerer Größe haben gezeigt, daß diese Impakte einen nennenswerten Anteil des extraterrestrischen Materials bildeten, das sich zur Erde verdichtete, mit ca. alle 10.000 bis 100.000 Jahre auftretenden Events vom Tunguska-Typ, was wiederum um Größenordnungen häufiger ist als große, kraterbildende Ereignisse.”
“Jedoch sind Beweise für solche Events in der Geologie prinzipiell spärlich, aufgrund der Schwierigkeit, potentielle Überreste zu identifizieren und zu charakterisieren.”
“Beweise für diese Meteoritenereignisse in geringer Höhe zu finden bleibt somit kritisch für das Verständnis der Impakt-Historie der Erde und der Abschätzung von Gefahreneffekten durch Asteroidenenschläge.”
Siebzehn Kügelchen aus extraterrestrischer Kondensation, von dem Team auf dem Gipfel des Walnumfjellet gefunden, weisen auf ein ungewöhnliches „Touchdown-Ebent“ hin, bei dem ein Jet aus geschmolzenem und verdampftem meteoritischen Material, resultierend aus dem Eintritt eines Asteroiden von mindestens 100m Größe in die Atmosphäre, die Erdoberfläche mit hoher Geschwindigkeit erreichte.
Dieser Explosionstyp, verursacht durch einen Einzelasteroiden, wird als „intermediate“ bezeichnet, größer als eine einfache Luftdetonation, aber kleiner als ein Impaktkraterereignis.
Die chondritische Hauptmasse, die Spurenelementezusammensetzung und der hohe Nickelgehalt der Ablagerungen zeigen die extraterrestrische Natur der gewonnenen Partikel.
Ihre eindeutige Sauerstoffisotopensignaturen zeigen an, dass sie während ihrer Bildungsphase in der Impaktfahne mit Sauerstoff aus der antarktischen Eisdecke interagierten.
“Um den Impact record der Erde zu vervollständigen, empfehlen wir, dass zukünftige Studien sich auf die Identifikation ähnlicher Events in Bezug auf verschiedene Zielgesteine wie felsige oder flache ozeanische Untergründe fokussieren sollten, weil die antarktische Eisdecke nur 9% der irdischen Landmasse bedeckt,” so Dr. Van Ginneken.
“Unsere Forschungen könnten ebenfalls für die Identifizierung dieser Events in Tiefseesedimentbohrkernen nützlich sein, und, falls die Ausdehnung der Plume die Landmasse erreicht hatte, auch für die Überlieferung der Sedimentabfolge.”
“Während Einschlagsereignisse die menschlichen Aktivitäten wohl nicht beeinträchtigen, sofern sie über Antarktis stattfinden, würden sie, sofern sie über dicht besiedeltem Gebiet passierten, zu Millionen von Opfern und schweren Schäden über Entfernungen von hunderten von Kilometern führen.“
Das Paper des Teams wurde im Journal Science Advances veröffentlicht.
_____
- Van Ginneken et al. 2021. A large meteoritic event over Antarctica ca. 430 ka ago inferred from chondritic spherules from the Sør Rondane Mountains. Science Advances 7 (14): eabc1008; doi: 10.1126/sciadv.abc1008