Riesige fliegende Truthähne lebten in Australien

Rekonstruktion von Progura gallinacea (rechts),  neben einem Känguruh und einem modernen Buschhuhn (Alectura lathami). Bild: Elen Shute / Kim Benson / Tony Rodd / Aaron Camens.

Während des späten Pliozäns bis ins frühe Pleistozän, also 3 bis 1 Mio. Jahre vor heute, lebten in Australien Vögel, die Riesentruthähnen ähnelten. Auf dem Bild ist eine Rekonstruktion (rechts) neben einem Känguruh und einem rezenten Buschhuhn (links) zu sehen. Der Vogel gehörte wie das Buschhuhn zu den Großfußhühnern (Megapodiidae), einer Familie der Hühnervögel, die auch heute noch im australasiatischen Raum verbreitet ist.

Paläontologen der Flinders University in Australien führten sorgfältige Vergleiche an fossilen Megapodenknochen durch. Diese Altfunde stammten aus den Bundesstaaten Queensland, New South Wales, South Australia und Western Australia. Sie waren z. T. schon um das Jahr 1880 gefunden worden. Vor den vergleichenden Untersuchungen war man der Meinung, alle Knochen gehörten zu einer Spezies. Nach genauerer Betrachtung stellte sich aber heraus, daß sie zu 5 verschiedenen Arten gehören. Alle 5 Vogelarten sind klobige Verwandte des rezenten Thermometerhuhns (Leipoa ocellata) und des Buschhuhns (Alectura lathami). Der größte der Vögel, mit wissenschaftlichem Namen Progura gallinacea , wog wohl knapp 8 kg und hatte lange, schlanke Beine.

Andere wie Latagallina naracoortensis und Latagallina olsoni hatten kürzere Beine und einen breiteren Körperbau.

Diese Riesen-Großfußhühner lebten während des Pleistozän, ca. 5 Mio. bis 11000 Jahre vor heute. Sie waren Zeitgenossen von Australiens ausgestorbenen großen Beuteltieren wie Diprotodon, Beutellöwe und Kurzschnauzenkänguruh.

Während ihre rezenten australischen Verwandten Hügel bauen, um ihre Eier zu bebrüten, werden die betrachteten Arten ihre Eier wohl eher in warmem Sand oder in warmen Böden begraben haben (so wie rezente Verwandte im pazifischen Bereich oder in Indonesien). Anscheinend hatte keine der ausgestorbenen Spezies die zum Bauen von Hügeln entwickelten großen Füße und speziellen Klauen.

Im Gegensatz zu einigen anderen ausgestorbenen großen Vögeln, wie z.B. dem Dodo, waren sie nicht flugunfähig.

Sie waren zwar groß und kompakt , aber ihre starken Flügelknochen lassen darauf schließen, daß sie alle fliegen konnten und möglicherweise auf Bäumen rasteten.

„Diese Entdeckungen sind recht bemerkenswert, weil sie uns erzählen, daß mehr als die Hälfte der Megapoden Australiens während des Pleistozän ausgelöscht wurden. Und wir haben es bis jetzt nicht einmal bemerkt”, sagte Elen Shute, eine PhD- Anwärterin an der Flinders University und Hauptautorin eines Artikels im Journal Royal Society Open Science.

„Wenn man davon ausgeht, daß einige der größten Vögel, die in jüngerer Vergangenheit in Australien gelebt haben, dem Nachweis in der fossilen Überlieferung entkommen sind, zeigen unsere Forschungen, wie wenig wir über Australiens Avifauna direkt vor dem Menschen wissen“, sagte Co-Autor Dr. Trevor Worthy, außerordentlicher Professor an der Flinders University in Adelaide, South Australia. „Möglicherweise harren noch viele kleinere ausgestorbene Spezies ihrer Entdeckung durch Paläontologen“.

http://www.sci-news.com/paleontology/giant-flying-turkeys-progura-gallinacea-australia-04954.html

 

 

 

Ihr Kommentar zu diesem Beitrag?