Aktuelles aus der Sammlungsarbeit – Schneekopfkugeln aus Thüringen

Bei der Aufarbeitung der Altbestände der Mineraliensammlung erweckten Gebilde unser Interesse, die als Schneekopfkugeln bekannt sind. Sie stammen aus Thüringen, genauer dem Thüringer Wald, und kommen dort in Rhyolithen vor. Rhyolithe sind Gesteine die sich aus siliziumdioxid-reichen Magmen gebildet haben. Das Alter der Rhyolithe ist permisch, das Perm ist ein Zeitalter zwischen etwa 300 und 250 Millionen Jahren vor heute, benannt nach einem ehemaligen russischen Gouvernement am Fuß des Urals. Rhyolithe haben ein porphyrisches Gefüge, d.h. die Grundmasse besteht aus winzigen Kristallen, in der größere Kristalle „schwimmen“, was man bei einem der Stücke aus der Geowissenschaftlichen Sammlung auch sehr gut erkennen kann. Die Schneekopfkugeln sind Drusen in diesen Gesteinen, also Hohlräume im Gestein, die mit Achat, Chalcedon, Quarz und anderen Mineralien gefüllt sind. Der Name Schneekopfkugeln leitet sich nach dem Hauptfundgebiet um den Berg Schneekopf bei Gehlberg in Thüringen ab. Die Geoden waren einst Gasblasen im Magma, in diese kristallisierten dann Mineralien aus. Sie können Größen bis 2 m Durchmesser erreichen, gewöhnlich sind sie jedoch deutlich kleiner – so wie die Stücke in unserer Sammlung.

Schneekopfkugel vom namensgebendem Berg in Thüringen im Urzustand.
Aufgebrochene Schneekopfkugel vom Schneekopf – besonders schön wirken die violetten Farben des Amethyst.

 

Oftmals wurden die Drusen auch angeschnitten und poliert, was sich vor allem für die Schneekopfkugeln anbietet, deren ehemalige Hohlräume komplett gefüllt sind. Unsere Exponate sind allesamt unbearbeitet. Aber auch im Fundzustand erkennt man in einem unserer Stücke sehr schön die violette Quarzvarietät Amethyst und die ringförmigen Achatansammlungen. Schneekopfkugeln finden sich auch als Flussgerölle in den eiszeitlichen Schotterkörpern im Thüringer Becken, z.B. bei Erfurt.

Auch in den Kieswerken bei Erfurt kann man auf die Jagd nach Schneekopfkugeln gehen – hierher wurden sie durch Flüsse während der Eiszeit verfrachtet.

Die abgebildeten Schneekopfkugel lagen zusammen mit einem historischen Etikett in einer Schachtel, dass unter anderem die Information „Jena-Ziegenhain. Fundort: in verwitterten Sandsteinen (an Wänden)“ enthielt. Dieses Etikett geriet offenbar aus Versehen in die Schachtel mit den Schneekopfkugeln, denn die Mineralien in Jena finden sich nicht in rhyolitischen Gesteinen, sondern sind Sandsteine aus der Solling-Folge, also ganz genau aus dem mittleren Buntsandstein der unteren Trias Zeit (Alter etwa 250 Millionen Jahre). Unsere Stücke stammen jedoch eindeutig aus einem Rhyolith und nicht aus einem Sandstein. Im Osten der Stadt Jena wurden im vorletzten Jahrhundert bereits schöne Mineralienfunde im Chirotheriensandstein getätigt, ein Sandstein der nach den Spuren urzeitlicher Reptilien benannt wurde. Offenbar besitzt die Sammlung auch Stücke aus diesen Sandsteinen – wir müssen sie nur wiederentdecken.

Etikett in falscher Schachtel – offenbar besitzt die Sammlung auch Material aus der klassischen Mineralienfundstelle Ziegenhain im Osten von Jena.

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