Was macht eigentlich ein Paläontologe?

Im Beitrag „Fragen an einen Paläontologen“ beantworteten wir Schülerfragen und wir zeigten, dass Paläontologie weit mehr ist als die Wissenschaft von den Dinosauriern. Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist der Berufswunsch Paläontologe aber besonders aufgrund des Themas Dinosaurier beliebt, weshalb die Fragen hier spezieller auf dieses Thema eingehen.

Die folgenden Fragen wurden von Prof. Dr. Jens Lehmann allgemeinverständlich beantwortet. Wir haben das Interview auf unserer Homepage nun veröffentlicht:

Wie wird man Paläontologin oder Paläontologe?

Um Paläontologe zu werden, muss man das Abitur haben und an einer Universität studieren. In Deutschland heißt dieses Studium Geowissenschaften, ein eigenes Studium Paläontologie gibt es nicht. Auch wenn man Biologie studiert, kann man Paläontologe werden, das ist in Deutschland aber nicht so üblich wie in anderen Ländern. Der Weg, um Paläontologe zu werden ist, lang. Wenn man schnell ist, braucht man ungefähr sieben Jahre. Das umfasst dann nicht nur das Studium, sondern auch eine anschließende Doktorarbeit. Denn nicht alle Leute, die einen Doktortitel machen, sind auch Ärzte, man kann auch als Wissenschaftler einen Doktortitel machen und damit zeigen, dass man sich in einem Fachgebiet ganz besonders gut auskennt. Im Studium lernt man besonders viel Chemie, Physik, Biologie und auch Mathematik. Natürlich lernt man auch eine Menge über unsere Erde und ihren geologischen Aufbau. Man muss z. B. natürlich vorkommende Steine erkennen und bestimmen können. Besonders wichtig sind heute auch sehr gute Englischkenntnisse.

 

Wo werden Paläontologen/Innen hauptsächlich eingesetzt?

Paläontologen arbeiten heutzutage dort, wo auch Geowissenschaftler arbeiten. Sie können z. B. in Geoparks angestellt sein, davon gibt es immer mehr auf der Welt oder in Museen oder Universitäten. Je nachdem, wo man arbeitet, hat die Arbeit einen anderen Schwerpunkt. Bei der Arbeit an Universitäten oder Forschungsmuseen wird beispielsweise auch viel geforscht.

 

Wie sieht die tägliche Arbeit aus?

Zur Arbeit eines Paläontologen gehört auch das Ausgraben von Fossilien – was sicherlich die meisten interessieren wird. In der täglichen Arbeit sitzt man allerdings auch ganz oft im Computer und im Labor, weil die Auswertung von Fundstücken oder deren Verwaltung die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Leider ist man nur die wenigste Zeit draußen im Gelände und sucht nach Fossilien. Viele Fossilien sind auch noch im Gestein verborgen, sodass sie erst im Labor aus dem Gestein herausgelöst werden müssen. Dieses macht in der Regel aber nicht der Paläontologe, sondern ein spezieller Präparator für Geowissenschaften. Die Aufgabe des Paläontologen ist es aber, diese Präparationsarbeiten zu beaufsichtigen, da nur er weiß, welche Details an den Fossilien sehr wichtig sind. Der Paläontologe untersucht dann im Anschluss die Fundstücke, bestimmt um was es sich genau handelt, und falls es ein bisher unbekanntes Tier oder eine unbekannte Pflanze ist dann ist es aber Aufgabe diese zu veröffentlichen damit andere Wissenschaftler davon wissen. All dieses geschieht heutzutage meistens auf Englisch. Arbeitet man in einem Museum, können auch Führungen zur täglichen Arbeit gehören, an einer Universität gehören Vorlesungen für Studenten dazu. An einer Universität gehört es auch zum Aufgabenbereich eines Paläontologen, sich um die Abschlussarbeiten von Studenten zu kümmern oder von bereits fertig studierten jungen Menschen, die gerade eine Doktorarbeit schreiben.

 

Welche besonderen Fähigkeiten benötigt man, um in diesem Beruf arbeiten zu können?

Man muss ein besonders gutes dreidimensionales Vorstellungsvermögen haben. Oftmals sieht man von Fossilien nur einen Teil aus dem Gestein und man muss daraus erkennen können, welche Teile eines Tieres oder einer Pflanze im Gestein verborgen sind und wie diese Teile angeordnet sind. Wenn man z.B. einen versteinerten Knochen gefunden hat sollte man ungefähr abschätzen können wie groß er ist und in welcher Richtung er im Gestein verborgen liegt. Was man auch noch gut können sollte ist schwierige Themen einfach zu erklären. Ein großer Teil meiner Arbeit besteht auch darin für die Paläontologie Werbung zu machen, z. B. Vorträge zu halten und Führungen zu geben.

 

Wie findet man Dinosaurierfossilien?

Fossilien von Dinosauriern findet man so wie man auch andere Fossilien findet. Man muss das Gestein, also natürliche Steine, genau ansehen und dann an unterschiedlicher Farbe oder Struktur erkennen, dass es sich hierbei um einen Dinosaurierknochen handelt und nicht nur um einen gewöhnlichen Stein. Man kann Dinosaurierfossilien aber nur dort finden, wo Steine vorkommen, die auf dem einstigen Festland abgelagert wurden, also z. B. in einem früheren Fluss oder See. Die meisten Ablagerung die wir kennen sind jedoch Meeresablagerungen, sodass dort entweder gar keine oder nur extrem selten Dinosaurierfossilien zu finden sind.

 

Wo auf der Welt findet man die meisten Dinosaurierfossilien?

Skelettabguss des Dinosauriers Iguanodon in der Geowissenschaftlichen Sammlung der Universität Bremen.

Man hat sehr viele Dinosaurierfossilien in Nordamerika, in den USA und in Kanada gefunden. Das liegt daran, dass hier viele Leute nach Dinosaurier Fossilien suchen, aber auch daran, dass dort viele Dinosaurier gelebt haben. In anderen Gegenden, die weniger dicht bewohnt sind, gibt es hier doch auch viele Dinosaurierfossilien. Dazu gehört zum Beispiel die Mongolei in Asien. Auch in Deutschland oder anderen europäischen Ländern werden Dinosaurier Fossilien gefunden, meist sind sie hier jedoch deutlich seltener.

 

Gibt es in Deutschland auch Fundorte für Dinosaurierfossilien?

In Deutschland hat man auch schon an zahlreichen Orten Dinosaurierfossilien entdeckt, in den letzten Jahren vor allen Dingen im Harzvorland. Aber auch die berühmten Fundstellen des Urvogels in Bayern haben schon kleine Dinosaurierskelette geliefert. Aus Niedersachsen kennen wir mehrere Fundstellen, an denen auch viele Dinosaurier Fußabdrücke gefunden wurden, diese verraten sehr viel über die Lebensweise und das Verhalten der Dinosaurier.

 

Hat man bereits annähernd alle Dino-Arten entdeckt?

Wahrscheinlich wird man nie annähernd alle Dinosaurier Arten entdeckt haben. Es ist immer eine große Seltenheit, dass ein Lebewesen, ob Tier oder Pflanze, zum Fossil wird. Von vielen Dinosauriern kennen wir auch nur einige wenige Knochen oder einen einzelnen Schädel, das heißt, wir kennen das gesamte Tier überhaupt nicht. Aus diesem Grund gibt es auch immer wieder Neues zu entdecken in der Paläontologie.

 

Was vermuten Sie, warum die Dinosaurier ausgestorben sind?

In den letzten Jahren hat sich herausgestellt, dass der Einschlag eines Meteoriten eine größere direkte Wirkung auf das Leben der Dinosaurier hatte, als wir es uns bis dahin vorgestellt haben. So hat man winzige Glaspartikel aus diesem Einschlagsereignis bis hin in einen der ehemaligen Hauptlebensräume der Dinosaurier gefunden, in Nordamerika. Dennoch darf man sich das nicht so vorstellen, dass alle Dinosaurier auf einen Schlag umgefallen sind, sondern die schlechteren Umweltbedingungen insgesamt haben dafür gesorgt, dass die Dinosaurier am Ende ausgestorben sind. Mehr oder weniger zeitgleich zum Einschlag des Meteoriten gab es starke Vulkanausbrüche in Indien. Hierbei wurden große Mengen von Staub und Asche in die Luft geschleudert, und auch das war für die Lebensbedingungen auf der Erde vermutlich sehr schlecht.

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