Fragen an einen Paläontologen

Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist der Berufswunsch Paläontologe beliebt. Paläontologie ist jedoch weit mehr als die Wissenschaft von den Dinosauriern, sie beschäftigt sich mit allen ausgestorbenen Pflanzen und Tieren die wir nur aus Gesteinsschichten kennen. Vor allem aber will man als Paläontologe herausfinden wie Tiere und Pflanzen vor Jahrmillionen gelebt haben und wie ihre Umwelt aussah. Welche Themen Schüler Interessieren zeigt der folgende Text. Er beantwortet Fragen die von Schülern der „International School of Bremen“ gestellt wurden.

Fossiliensuche in den Solnhofener Plattenkalken in Bayern – etwa 150 Millionen Jahre alte Meeressedimente.

 

  • Haben Sie jemals Fossilien gefunden? Wenn ja, wie viele und was für welche?

Ich habe in meinem Leben viele Tausend Fossilien gefunden, die ältesten sind über 500 Millionen Jahre alt und die jüngsten Fossilien nur ein paar tausend Jahre. Man kann sich nicht aussuchen was man an Fossilien findet, daher habe ich vor allem viele Meeresfossilien gefunden, weil diese am Häufigsten sind aber auch Wirbeltierfossilien wie z.B. (wenige) Knochen von Dinosauriern, als auch die Fussabdrücke von Sauriern und die Spuren vieler anderer Tiere ohne Wirbelsäule.

 

  • Was war das wertvollste Fossil, das Sie je gefunden haben?

Das größte zusammenhänge Fossil war ein kleiner Saurier aus der Nähe von Ibbenbüren in Nordrhein-Westfalen, eine Protorosaurus. Ein Hinweis mit Bildern dazu findet sich auf der deutschen Wikipedia-Seite auf der ich vorgestellt werde.

Das ist genau das Stücke welches in der deutschen Wikipedia-Seite abgebildet ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/Protorosaurus#/media/Datei:Protorosaurus_speneri_fossil.jpg

https://de.wikipedia.org/wiki/Protorosaurus

 

  • Was war das schwerste/größte Fossil, das Sie je gefunden haben?

Genau dieser Saurier war das größte und Seltenste.

 

  • Wie häufig/regelmäßig finden Sie Fossilien?

Sobald ich im Gelände bin finde ich Fossilien. Das ist mit einem geübten Blick in fossilhaltigen Gesteinen meistens sehr einfach. Man kann an einem Tag allein schon Tausende von Fossilien entdecken, ob man diese mitnimmt ist eine andere Frage.

Bei der Suche nach Pflanzen aus der Karbonzeit in der Nähe von Osnabrück. Alle hellen Umrisse auf dem Gestein sind Reste fossiler Pflanzen.
  • An welche Orte reisen Sie für die Fossiliensuche?

Überall auf der Welt. Zuletzt Schottland, im Jahr 2020 Cornwall, davor haben wir zwei längere Expeditionen nach Nevada durchgeführt aber auch kleinere Forschungsfahrten in Deutschland. Wir haben einen tollen Film über unsere Nevada-Expeditionen auf Youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=ZsGJ4YRLWlA&t=440s

 

Das Team der Geowissenschaftlichen Sammlung an der Grenze zwischen der Kreidezeit (unter der dunklen Schicht) und dem Paläogen (darüber) in Dänemark  – genau zu der Zeit als die Dinosaurier ausstarben.

– Wie tief unter der Erdoberfläche finden Sie Fossilien?

Das kommt immer auf die Fundstelle drauf an, oftmals auch direkt unter der Erdoberfläche wenn die Abtragung (Erosion) an dem Ort tief genug gegangen ist.

 

  • Wie lange arbeiten Sie schon als Paläontologe?

In Bremen bin ich seit dem Jahr 2000, aber wenn man meine früheren Tätigkeiten nach der Doktorarbeit zusammenrechnet fast 25 Jahre.

 

  • Warum haben Sie sich für den Beruf des Paläontologen entschieden?

Weil ich es unglaublich spannend finde aus Fossilien die einstiegen Organismen und auch ihre Umwelt zu rekonstruieren.

 

  • Wollten Sie schon als Kind Paläontologe werden?

Ja, ich habe mit 8 Jahren – oder vielleicht sogar schon früher – meine ersten Fossilien an einem Ackerrand gefunden und seither lässt mich das Thema nicht mehr los. Im Laufe der Jahre interessierte ich mich für immer mehr verschiedenen Fossilfundstellen, geologische Zeiten und Fossilarten. Gerade diese Vielfalt ist sehr reizvoll.

 

  • Waren Ihre Eltern auch Paläontologen?

Nein. Mit dem berühmten, und inzwischen leider verstorbenen Professor Ulrich Lehmann aus Hamburg bin ich nicht verwandt, aber trotz des Altersunterschiedes gibt es schon seit vielen Jahren ab und zu Verwechselungen aufgrund der Namensgleichheit.

 

  • Gab es schon einmal einen Moment, wo Sie aufgeben wollten, weil Sie keine neuen Fossilien gefunden haben?

Nein. Man findet immer Fossilien! Wir haben auch mehr als 200.000 Fossilien in unserer Sammlung, man müsste nicht einmal selbst Fossilien suchen – aber natürlich macht da sehr viel Spaß und ist für den Gewinn neuer Erkenntnisse auch besser als Material aus der Sammlung.

 

  • Arbeiten Sie allein oder in einem Team?

Insgesamt ist Wissenschaft heutzutage fast nie eine Arbeit die Jemand alleine macht. Wir arbeiten fast immer im Team, mal innerhalb meiner Arbeitsgruppe, aber auch oft mit Kollegen aus anderen Universitäten oder Museen.

Forschungsarbeiten in fast 100 Millionen Jahre alten Meeresablagerungen im Münsterland.
  • Wenn Sie Fossilien finden, dürfen Sie diese behalten oder geben Sie sie an ein Museum ab?

Fossilien finden sich nicht nur in Museen, sondern auch zum Beispiel in Forschungssammlungen ohne Räume in denen man Fossilien präsentiert. Wir selbst, die Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen, sind ja genau solch eine reine Forschungssammlung. Ich behalte die Fossilien also immer in „meiner“ Sammlung an der Universität, in manchen Projekten vereinbaren wir aber auch dass Stücke in den Sammlungen der Projektpartner deponiert werden. Insgesamt geht es in der Paläontologie aber in erster Linie um den Erkenntnisgewinn, auch wenn die Originale natürlich immens wichtig sind als Belege für diese Informationen.

 

  • Wie haben Paläontologen herausgefunden, welche Farbe die Haut von Dinosauriern hatte?

Das haben Paläontologen nicht rausgefunden, aber wir kennen von manchen fossilen Tieren zumindest Farbmuster – wenn auch nicht die konkreten Farben die diese Tiere hatten.

 

  • Wie groß waren Babydinosaurier?

Das hängt völlig von der Art der Dinosaurier ab. Es gibt Zwergdinosaurier, zum Beispiel aus dem Solnhofener Plattenkalk in Bayern, die waren nicht größer als ein Huhn. Entsprechend winzig müssen deren Babys gewesen sein.

 

  • Haben Sie einen Lieblingsdinosaurier? Wenn ja, welcher ist es?

Ich bin fasziniert von den Merkmalen Ankylosauriern, also Dinosaurier die besonders stark gepanzert waren, viele Stacheln und eine Knochenkeutel am Schwanzende besaßen. Aus der Sicht der Evolution finde ich Ceratopsier besonders spannend, Saurier von denen die meisten Nackenschilde besaßen und Hörner. Am bekanntesten davon ist sicher Triceratops.

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